Heimat- und Verkehrsverein Asse (HVA)
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Die Asseburg - Eine Sage

Auf der Asse stand in uralten Zeiten eine feste Burg, von welcher heute nur noch die Trümmer zu sehen sind. Als die Burg einst von dem braunschweigischen Herzoge belagert und eingeschlossen war, hatten die Belagerten anfangs keine Not; denn durch den unterirdischen Gang, der von Wolfenbüttel nach der Asseburg führte, wurden ihnen immer neue Lebensmittel zugebracht. Als dann aber die Feste an der Oker auch eingenommen und gebrochen war, gerieten die Burgleute doch in Not; denn ihre Vorräte waren allmählich aufgezehrt.

Sorgenvoll durchwanderte der Graf Busso die leeren Ställe und Vorratskammern und schaute unmutig vom hohen Turme ins feindliche Lager hinein. Sollten die braun- schweigischen Fahnen doch noch von den Zinnen seines Hauses wehen? Sollte der Wolf doch noch vor dem Löwen zu Kreuze kriechen, besiegt nur durch den Hunger? Da fiel sein Blick auf den Ziegenbock, der im verwilderten Burghofe das Gras fraß, und plötz- lich kam ihm ein glücklicher Gedanke. Seine Miene erhellte sich, rasch eilte er hin- unter, um mit dem Koch eine lange Beratung zu halten.

Tags darauf erhob sich auf der Burg ein lustiges Getöne, als würde dort ein frohes Fest gefeiert. Verwundert horchten die Braunschweiger hinauf; jetzt sahen sie eine weiße Fahne auf dem Thorturme wehen, die Fallbrücke rasselte nieder, und ein Ritter trat hervor, von einem Knappen gefolgt, der einen großen, verdeckten Korb trug. Sie wandten sich dem herzoglichen Zelte zu. Hier überreichte der Abgesandte dem Fürsten im Namen seines Herrn einen feisten Rehbraten mit dem Bemerken, daß Busso freund- nachbarlich bereit sei, dem Herzoge noch mehr dergleichen zu senden, wenn er es begehre.

Das war denn doch zu arg ! Sollte der listige Busso, nachdem ihm alle Pässe verhauen waren, doch noch Gelegenheit haben, ein Wildbret zu erjagen, daß selbst auf des Herzogs Tafel selten war? Als so der Fürst sah, daß er gegen den schlauen Asseburger nichts ausrichten konnte, befahl er voll Unmuts den Abzug. Bald bemerkten die lauernden Burgmannen die Anstalten der Braunschweiger zum Aufbruch und erhoben ein weithin schallendes, höhnisches Gelächter; denn der vermeintliche Rehbraten stammte von dem Ziegenbocke her, der weidmännisch zerlegt war, und dessen Keulen man mit etlichen Rehhaaren von einer alten Decke bestreut hatte. Insbesondere hob der Koch jetzt spöttisch den Ziegenbart in die Höhe und sprang lachend umher. Da erkannte der Herzog den Betrug. Ergrimmt über den Hohn, ordnete er einen neuen Sturm an, und nach hartnäckigem Kampfe wurde die Burg genommen.

 

Herrmann Voges
(Bilder aus dem Herzogtume Braunschweig von 1894)

 

 

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